Sportsucht: Zwischen Euphorie und Verzweiflung

Der Zwang zu trainieren

Schweißperlen glänzen auf der Stirn, die Muskeln brennen, das Herz rast – ein Bild des Triumphs, oder? Nicht immer. Manchen Menschen ist Bewegung wichtiger als alles andere, sie vernachlässigen ihre Sozialkontakte und schonen sich selbst bei Verletzungen nicht. Athleten, die bis zum Zusammenbruch trainieren. Wenn Sportsucht keine Grenzen mehr kennt…

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Wie Sport zur Obsession werden kann

Konnte Vera Brück nicht täglich zumindest einmal intensiv aktiv sein, wurde sie ungeduldig, reizbar und schwer erträglich. Sie versäumte die Hochzeit einer Freundin, weil sie unbedingt Sport treiben „musste“, und ließ aus demselben Grund auch schon einmal ein von ihrem Partner liebevoll vorbereitetes Gartenfest mit Gästen sausen. Nichts stand über dem Sport. „Ich musste immer an meine Grenzen gehen, völlig erschöpft sein“, berichtet die Rechtsanwältin. „Ich musste diese Endorphine spüren.“ Nur wenn sich diese flüchtigen Glücksgefühle beim Training einstellten, war der Tag für sie ein Erfolg, und sie war zufrieden mit sich selbst.

Jahrelang hielt Vera Brück an ihren Trainingsgewohnheiten fest. Tag für Tag besuchte sie entweder das Fitnessstudio, joggte oder radelte die Weinberge hoch. „Das war für mich ganz normal“, sagt sie. Erst als sie sich im Alter von 36 Jahren so schwer am Sprunggelenk verletzte, dass mehrere Operationen nötig waren und sie eine Weile zum Nichtstun verurteilt war, wurde ihr klar: „Ich bin süchtig nach Sport.“

Gefangen im Fitnesswahn

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Wer extrem viel Sport treibt, dabei Verletzungen ignoriert und seine sozialen Kontakte vernachlässigt, könnte tatsächlich unter einer Bewegungssucht leiden, vermutet Daniel Kosak, Sporttherapeut und stellvertretende Pflegeleitung der BetaGenese Klinik. „Das betrifft Personen, die zwanghaft Sport betreiben müssen, selbst wenn sie krank oder verletzt sind.“ Vor allem fällt auf: „Sie verfolgen keine spezifischen sportlichen Ziele, sondern trainieren einfach um des Trainings willen.“ Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Stunden jemand pro Woche trainiert. „Ansonsten müssten die meisten Spitzensportler als süchtig eingestuft werden“, sagt Daniel Kosak. Doch dem ist nicht so.

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Übermäßiges Training: Zwischen Fitness und Fixierung

Der Begriff Sport- oder Bewegungssucht ist zwar schon fast 50 Jahre alt, doch erst in den vergangenen Jahren ist exzessives Sporttreiben mit all seinen negativen Konsequenzen so richtig in den Fokus der Sportwissenschaft gerückt. Mittlerweile gibt es viele Studien und Fallberichte, die darauf hindeuten, dass Sportsucht in mehreren Punkten anderen Verhaltenssüchten ähnelt, wie etwa der Spielsucht, Kaufsucht oder Internetsucht. Die Studien belegen, dass von neun identifizierten Kriterien einer Spielsucht sechs ein Pendant bei der Sportsucht haben.

Diese Alarmzeichen sind ein Hinweis auf Sportsucht:

  • Übermäßige Zeitinvestition: Eine Person verbringt einen übermäßigen Teil ihres Tages mit sportlichen Aktivitäten und vernachlässigt dabei andere wichtige Verpflichtungen wie Arbeit, Schule, soziale Interaktionen oder Ruhephasen.
  • Entzugserscheinungen: Die Person zeigt Symptome von Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Angst, Depression oder Unruhe, wenn sie nicht trainieren kann oder ihre Trainingsroutine unterbricht.
  • Toleranzentwicklung: Die Person benötigt eine zunehmende Menge an körperlicher Aktivität, um das gewünschte Gefühl der Befriedigung oder des Glücks zu erreichen, was zu intensiveren und längeren Trainingseinheiten führt.
  • Fortgesetztes Training trotz Verletzungen: Die Person setzt ihr Training trotz Verletzungen oder gesundheitlicher Probleme fort und ignoriert dabei die Warnsignale ihres Körpers, was zu einer Verschlechterung der Verletzung oder zu dauerhaften Schäden führen kann.
  • Soziale Isolation: Die Person zieht es vor, allein zu trainieren, anstatt Zeit mit Familie oder Freunden zu verbringen, und vernachlässigt soziale Aktivitäten oder Verpflichtungen zugunsten des Sports.
  • Übermäßige Sorgen um Körpergewicht- oder form: Die Person hat eine übermäßige Fixierung auf ihr Körpergewicht, ihre Form oder ihre Leistung und setzt sich selbst unter Druck, immer besser zu sein, was zu einem gestörten Körperbild und Essstörungen führen kann.

Jenseits des Mainstreams: Sportsucht noch nicht im Fokus

Trotz dieser Ähnlichkeiten mit Spielsucht ist die Anerkennung der Diagnose „Sportsucht“ bisher nicht offiziell. Weder im internationalen Handbuch der Krankheitsklassifikation (ICD-11) noch im einflussreichen Diagnostischen und Statistischen Leitfaden für Psychische Störungen (DSM-5) der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft wird „Sport- oder Bewegungssucht“ als eigenständige Erkrankung aufgeführt. Bisher ist nur die Spielsucht als offizielle Diagnose unter den Verhaltenssüchten, auch als substanzungebundene Süchte bekannt.

Die Forschung zur Sportsucht steckt noch in den Anfängen. Dies wird allein durch das Fehlen verlässlicher Zahlen darüber, wie viele Menschen betroffen sind, deutlich. Auch das Thema Übertraining im Zusammenhang mit Sportsucht ist noch gänzlich unerforscht. Unter Übertraining versteht man die physiologischen Auswirkungen, während Sportsucht die psychologische Komponente desselben Phänomens beschreibt.

Sportzwang und Essstörungen: Eine bedenkliche Verstrickung

Bis vor wenigen Jahren galt Sportsucht vor allem als Symptom oder Begleiterscheinung von Essstörungen wie Anorexie (Magersucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht). „Sehr viele Personen mit einer Essstörung betreiben auch zwanghaft Sport“, weiß Daniel Kosak.

Das sei schon viele Jahre bekannt – und könne bisweilen bizarre Formen annehmen. „Wir haben schon magersüchtige Patienten behandelt, die im Unterhemd bei offenem Fenster und Minustemperaturen Liegestütz machen, um noch mehr Fett zu verbrennen.“ Auch viele Bulimiker:innen würden mit panikartiger Angst reagieren, wenn man ihnen nahelegt, nicht siebenmal die Woche für zwei Stunden joggen zu gehen. „Das ist zwanghaft.“

Der Zusammenhang zwischen Essstörungen und Sportsucht ist mittlerweile gut belegt, wobei Essstörungen in der Regel zur Sportsucht führen. Der Umkehrschluss gilt aber nicht: Bei Weitem nicht jede oder jeder Sportsüchtige hat auch Ernährungsprobleme. Sportsucht kann also eine vollkommen eigenständige Suchterkrankung ist, die Personen betrifft, die keine Probleme mit ihrem Körperbild oder Gewicht haben. Es ist etwas ganz anderes, ob man exzessiv trainiert, um Gewicht oder Kalorien zu verlieren, oder ob man nur trainiert, um trainiert zu haben respektive um die flüchtigen Glücksgefühle im Training zu erleben.

So finden Sie die Balance: 10 goldene Regeln

  • Variieren Sie Ihr Training, um Überlastung zu vermeiden.
  • Planen Sie regelmäßige Ruhephasen für die Erholung ein.
  • Setzen Sie sich realistische Fitnessziele, um Druck zu vermeiden.
  • Achten Sie auf Warnsignale wie anhaltende Müdigkeit oder Streben Sie nach Balance zwischen Bewegung, Ruhe und anderen Interessen.
  • Holen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren.
  • Praktizieren Sie Achtsamkeit, um bewusster mit Ihrem Körper umzugehen.
  • Suchen Sie soziale Unterstützung von Freunden und Familie, um Ihre Bewegungsgewohnheiten zu reflektieren.
  • Erkunden Sie alternative Aktivitäten wie Yoga oder Meditation, um Ihre Fitnessroutine zu ergänzen.
  • Setzen Sie klare Grenzen für Ihr Training und halten Sie sich an sie, um Übertraining zu vermeiden.

Bei Vera Brück brauchte es die Zwangspause wegen ihres verletzten Knies, damit sie ihre eigene Sportsucht erkennen konnte. Heute treibt sie zwar immer noch viel Sport, aber bei Weitem nicht mehr so verbissen wie früher, soziale Kontakte kommen nicht mehr zu kurz. Ganz weg ist ihre Neigung, die Dinge exzessiv zu betreiben, allerdings nicht.

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