Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm? Tatsächlich beschreibt diese Binsenweisheit, dass Verhaltensähnlichkeiten und gleichartige Vorlieben von Eltern und Kindern nicht von ungefähr kommen. Kinder beobachten ihre Umgebung sehr genau und lernen daraus: Wie muss ich sprechen, wie verhalte ich mich, was wird von mir erwartet? Das ist wichtig für Kinder, um sich im sozialen Leben zurecht zu finden. In wie weit sie sich hierbei an ihrer Umgebung orientieren, wechselt allerdings altersabhängig. Während in den ersten Lebensjahren vor allem die Eltern das Verhalten der Kinder prägen, orientieren sich Kinder später eher außerfamiliär an erkannten Verhaltensmustern der Gesellschaft. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben jetzt untersucht, wie und in welchen Phasen Kinder aus unterschiedlichen Kulturkreisen sich ihre Welt durch Abschauen bei Mehrheiten erschließen.
In der Studie des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung wurde die Entwicklung von 605 Mädchen und Jungen aus Deutschland, Brasilien, Indonesien, Kenia, Namibia, Sambia und der Zentralafrikanischen Republik im Alter von 4 bis 14 Jahren untersucht. Dabei kam heraus, dass es von ihrem kulturellen Hintergrund abhängt, in welchem Ausmaß sich Kinder auf zwischenmenschliche Informationen anderer verlassen. Zum anderen zeigte die Studie, dass Kinder im Laufe der Zeit Differenzen erkennen und in der Folge auch beim sozialen Lernen dazulernen und unterschiedliche Strategien verfolgen. Sie beginnen, nicht nur Menschen und deren Verhaltensweisen zu imitieren, sondern verschiedene gesellschaftliche Rollen für sich auszuprobieren. So finden sie heraus, durch welche Verhaltensweisen sie Anerkennung bei den sozialen Gruppen finden, zu denen sie gerne gehören möchten. Doch es gibt auch Jugendliche mit gestörtem zwischenmenschlichen Verhalten.
Heute bilden rund 15 Prozent aller Kinder im Laufe ihrer Entwicklung Verhaltensstörungen aus, die ihr Leben als Jugendliche maßgeblich beinträchtigen. Für eine erfolgreiche Behandlung von Störungen des Sozialverhaltens sind frühzeitig einsetzende, umfassende Maßnahmen wichtig. Unter anderem gehört dazu auch die Drama-Therapie. Petra Grau, Therapeutin in der privaten Beta Genese Klinik GmbH in Bonn, erklärt: „Die Theater- und Dramatherapie eignet sich besonders bei Problemen mit der Kommunikation und dem Verhalten im zwischenmenschlichen Kontext, aber auch bei mangelndem Selbstvertrauen und Problemen mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Spielerisch erkennen die Jugendlichen auf diese Weise ihre eigene Rolle, können Handlungsalternativen ausprobieren und belastende Erlebnisse verarbeiten.“
Einen Artikel, der sich mit der Studie der Leipziger Universität befasst, finden Sie hier.
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