Lange Beziehung und erfüllender Sex - ist das möglich?
Flaute im Bett? Killt die Routine die Lust? Die ungeschönte Realität langjähriger Beziehungen, wenn das Knistern im Bett immer öfter einem leisen „lieber nicht“ weicht. Heute gewähren uns die Psychologen der BetaGenese exklusive Einblicke in die Tiefen der Partnerschaftsdynamik. Sie analysieren die subtilen Nuancen von Lust und Frust. Von der Wurzel des Beziehungsalltags bis zu den Spitzen der Leidenschaft – hier erfahren Sie, wie sich langjährige Vertrautheit mit anhaltender Erotik verbinden lässt.
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Die Chemie der Liebe: Wenn die Leidenschaft verblasst
Folgt man Friedrich Nietzsche in seinem „Zarathustra“, dann strebt jede Lust nach Unendlichkeit. Doch leider hält die Lust nicht ewig an. Nach drei bis vier Jahren, so die statistische Ausführung der Psychologen, führt sexuelle Gewöhnung dazu, dass Dopamin, die körpereigene Glückshormon-Droge, nur noch spärlich freigesetzt wird. Das Begehren füreinander schwindet und genau hier drängt sich die Frage auf: Was hält Paare zusammen, wenn der Dopaminschub ausbleibt?
Wie lässt sich eine langfristige Beziehung mit einer erfüllenden Sexualität verbinden?
Zur Wiederbelebung des lustvollen Miteinanders muss der Weg nicht zwangsläufig ins nächste Geschäft für prickelnde Dessous führen. Eigeninitiative dagegen beginnt vor allem mit Selbstreflexion und Aufrichtigkeit: Was also reizt mich sexuell? Wie kann ich mich selbst sexuell stimulieren? Welche Hindernisse stehen meiner Intimität im Weg? Welche negativen Vorstellungen über Sex könnte ich überwinden?
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Ganz praktisch gefragt: Was kann getan werden, damit die Lust wieder auflebt?
BetaGenese-Chefarzt Carsten Albrecht:
„Es ist wichtig, offene Gespräche über Sex zu führen und Neugier zu entwickeln. Deutlich machen, dass einem die Beziehung am Herzen liegt und man deshalb bereit ist, über Sex zu sprechen. Fragen wie: ‚Gibt es sexuelle Fantasien oder Praktiken, die dich interessieren? Gibt es Veränderungen, die unser Sexleben verbessern könnten? Was macht für dich erfüllenden Sex aus?’, können helfen. Man kann auch in die Anfangszeit der Beziehung zurückkehren, als man sich besonders sinnlich fühlte: ‚Erinnerst du dich an diese besondere sexuelle Erfahrung? Könnten wir sie wiederholen?’ Dadurch könnten beide erkennen, dass sie mehr Eigeninitiative ergreifen möchten.“
Ist es also das Ziel, offener über Sex zu sprechen, um Raum für negative Gefühle zu minimieren?
Der erfahrene Psychiater und Facharzt für Psychotherapie: „Genau. Gefühle müssen verstanden werden, und das Gespräch hilft dabei. Spätestens beim Sex machen wir uns verletzlich – daher ist es sinnvoll, bereits in der Kommunikation damit zu beginnen, sich selbst verletzlich zu zeigen und gleichzeitig die andere Person in ihrer Verletzlichkeit zu unterstützen.“ Viele meiden dieses Thema, weil sie die damit verbundene Spannung nicht gut aushalten können. Doch wenn das Schweigen über einen längeren Zeitraum anhält, können Stress und Enttäuschung entstehen.
Gemeinsam wachsen: Vertrauen aufbauen, Liebe bewahren
- Offene Kommunikation als Schlüssel: In langen Partnerschaften spielt die Kommunikation eine entscheidende Rolle für eine erfüllende Intimität. Sprechen Sie offen über Ihre Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen. Ein ehrlicher Dialog fördert das Verständnis und kann Ihnen helfen, gemeinsam Wege zu finden, um Ihre sexuelle Verbindung zu vertiefen.
- Zeit für Achtsamkeit und Entspannung nehmen: Der Alltag kann stressig sein, und das kann oft die Intimität beeinflussen. Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Achtsamkeit und Entspannung. Gemeinsame Meditation oder Entspannungsübungen können dazu beitragen, Stress zu reduzieren und Ihre Aufmerksamkeit wieder aufeinander zu lenken.
- Emotionale Intelligenz stärken: Verstehen Sie Ihre eigenen Gefühle und die Ihres Partners. Die emotionale Intelligenz spielt eine große Rolle in einer erfüllenden Beziehung. Teilen Sie sich Ihre Emotionen mit, um Ihre Verbindung zu vertiefen und Missverständnisse zu minimieren.
- Entdeckungsfreude bewahren: Eine langjährige Partnerschaft bietet Raum für Entdeckungen. Seien Sie offen für Neues. Experimentieren Sie gemeinsam und entdecken Sie, was Sie als Paar bereichert. Gemeinsame Erfahrungen können dabei zu einer aufregenden Reise werden.
- Gesundheit im Fokus:Ihre Gesundheit hat direkten Einfluss auf Ihr Sexualleben. Achten Sie auf ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und mentale Gesundheit. Ein gesunder Lebensstil bildet die Grundlage für ein erfülltes Sexualleben.
Achtsame Kommunikation: Wenn Intimität nicht im Fokus steht
Es erweist sich als hilfreich, behutsam und einfühlsam zu bleiben. Oftmals scheuen wir davor zurück, ehrlich auszudrücken, was wir möchten oder auch nicht möchten, um die Gefühle des anderen nicht zu verletzen, und greifen stattdessen auf Ausflüchte zurück. Fatalerweise kann dies jedoch genau das Gegenteil bewirken. In solchen Momenten sollten wir unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen: „Es tut mir leid, dass ich nicht aktiv auf dichzugegangen bin. Ich weiß, dass Du Dich immer bemüht hast. Auch wenn es für dich vielleicht anders erscheint, möchte ich dich keinesfalls zurückweisen.“
Denn selbst die Person, die zurückweist, mag sich möglicherweise fehl am Platz fühlen, da sie ihrem geliebten Partner nicht die gewünschte Zuneigung und Begehren entgegenbringen kann. Die meisten von uns haben nicht die Absicht, ihren Partner unglücklich zu machen. Zusätzlich zu dem, was wir oft verschweigen, obwohl es von Bedeutung ist: „Ich habe selber das Verlangen, wieder mehr Lust zu empfinden.“ Denn die fragende Person zweifelt mitunter daran, ob überhaupt ein gemeinsamer Wunsch nach mehr Intimität besteht. Diese Offenheit kann beruhigend wirken.
Viele Menschen denken: Wenig Sex in einer Beziehung deutet auf Probleme hin. Bedeutet weniger Sex automatisch weniger Liebe?
Nein, das ist keineswegs der Fall. Genauso wenig, wie man davon ausgehen kann, dass häufiger Sex die große Liebe bedeutet. Dies wird deutlich bei Affären oder Beziehungen mit einer Katz-und Maus-Dynamik: Der Sex mag zwar häufig und auch abenteuerlich sein, doch das warme, vertraute Gefühl von Liebe stellt sich nie ein.
Kann also weniger Sex auch ein positives Zeichen sein?
Chefarzt Carsten Albrecht: „Bei Paaren, die eine vertraute Bindung haben, kann tatsächlich eine Abnahme der Lust auftreten, da sie Sex nicht mehr als zwingendes Bindeglied benötigen. Für solche Paare ist die Lustlosigkeit jedoch kein Grund zur Trennung, da sie den vorhandenen Sex dennoch genießen.“
Es besteht also kein Grund zur Besorgnis, wenn die Häufigkeit des Verkehrs abnimmt?
„Genau, denn im Laufe der Zeit verändert sich vieles: Zu Beginn einer Beziehung geht es oft mit viel Aufregung einher. In der Phase der ersten Verliebtheit werden vermehrt Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Diese Stresshormone machen uns unsicherer. Zwischen sechs Monaten und anderthalb Jahren vollzieht sich eine Umstellung dieser Hormone, was durchaus positiv ist. Denn man ist nicht mehr so stark von diesem Hormoncocktail beeinflusst. Doch dies bedeutet gleichzeitig auch: Was anfänglich scheinbar mühelos geschah, erfordert nun mehr Eigeninitiative. Ganz unabhängig von der Häufigkeit fördert Sex die Oxytocin-Ausschüttung – durch liebevolle Berührungen, Intimität und gemeinsame Erlebnisse. Intensive Augenkontakte verstärken die Freisetzung dieses ‚Liebeshormons‘, stärken die emotionale Bindung und vertiefen die Vertrautheit zwischen Partnern.“
Romantik Reloaded: Bewusste Planung steigert den Spaß am Sex
Kann es nicht den Reiz mindern, wenn alles zu programmiert wirkt? Viele Menschen haben immer noch das romantische Ideal im Kopf: Sex sollte spontan und natürlich geschehen, man sollte einfach übereinander herfallen. Das ist sicherlich eine reizvolle Vorstellung. Doch wenn wir ehrlich sind, waren selbst die anfänglichen Phasen des Kennenlernens nicht dem reinen Zufall überlassen. Termine wurden bewusst geplant, was durchaus auch eine gewisse Erleichterung mit sich bringen kann.
Leitfaden für mehr Lust und Intimität
- Zeit für Kommunikation einplanen: Paare sollten sich bewusst Zeit nehmen, aktiv über sich und ihre Beziehung zu sprechen.
Empfehlung: Mindestens 20 Minuten pro Woche für offene Gespräche reservieren.
- Feste Termine schaffen: Setzen Sie sich regelmäßig feste Termine wie Dates, um eine Atmosphäre zu schaffen, in der Nähe, Verbindung und Intimität möglich sind.
Diese Termine ermöglichen es, bewusst aufeinander zuzugehen, ohne dass es unromantisch wirkt.
- Mythos von spontanem Sex hinterfragen: Hinterfragen Sie das romantisierte Bild von spontanem Sex als das Natürlichste der Welt.
Erinnern Sie sich daran, dass auch in den Anfangszeiten der Beziehung Dates aktiv geplant wurden, was zu einer tieferen Verbindung führte.
- Planung kann Erleichterung bringen: Betrachten Sie die Planung von Aktivitäten und intimen Momenten als erleichternd und nicht unbedingt unromantisch.
Strukturierte Zeit kann dazu beitragen, bewusster miteinander umzugehen.
- Aussichtslosigkeit erkennen: Achten Sie darauf, ob beide Partner aktiv nach gemeinsamen Lösungen suchen.
Aussichtslosigkeit zeigt sich, wenn eine Person sich weder sexuell noch emotional öffnen will.
Wenn der Partner nicht emotional präsent ist, kann dies zu Problemen in der Beziehung führen.
- Leidensdruck als Indikator: Wenn der Leidensdruck in der Beziehung ignoriert wird, kann dies ein Zeichen für eine nicht funktionierende Partnerschaft sein.
Unlust kann ein Symptom für tieferliegende Probleme sein, besonders wenn eine Person gleichgültig gegenüber dem Leiden des Partners ist.
- Alarmstufe Rot: Sehen Sie es als Warnsignal, wenn Date-Nights, Gespräche und Berührungen keine positive Veränderung bewirken.
Das Verweigern von emotionaler und sexueller Öffnung kann auf eine gefährliche Unzufriedenheit in der Beziehung hindeuten.
Fazit: Druck raus, Lust rein
Sex und Druck vertragen sich nicht gut – das ist das klare Credo. Lust entfaltet sich am besten in einem Umfeld ohne Ballast. Also: Druck rausnehmen und Platz für die schönsten Seiten der Intimität schaffen. Als Paar im offenen Austausch, frei von Erwartungen und voller Spaß – das ist der Weg zu einer erfüllten Sexualität.
Ihre Vorteile in der BetaGenese Klinik: Privatklinik für interdisziplinäre Psychosomatik und Psychiatrie
➤ Medizinische Rundum-Versorgung unter einem Dach
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