Ein Gläschen Wein ist gut fürs Herz. Das Feierabendbier läutet das Wochenende ein. Und der Kräuterschnaps nach dem Essen hilft der Verdauung. Die Studien über das Für und Wider von Alkohol sind ebenso vielfältig wie das Spirituosenregal selbst. Fest steht jedoch unbestritten: Alkohol ist ein Zellgift und somit ungesund. Eine umfassende internationale Studie des Fachblattes „The Lancet“ wertete 2019 Daten über den Alkoholverbrauch aus 189 Ländern aus. Diese wurden von 1990 bis 2017 erhoben. Ein Ergebnis der Studie ist, dass der Alkoholkonsum in diesem Zeitraum weltweit um 70 Prozent angestiegen ist, was unter anderem auf den Bevölkerungszuwachs sowie den vermehrten Pro-Kopf-Konsum zurückgeführt wird. Ein Trend, der beobachtet werden sollte.
Untersuchungsgegenstand waren Menschen im Alter von 15 bis 99 Jahren aus 189 Ländern, deren Alkoholkonsumdaten der Jahre 1990, 2010 und 2017 analysiert und ausgewertet wurden. Vor 1990 konsumierte die Bevölkerung einkommensstarker Länder – vor allem in Europa – den meisten Alkohol. Inzwischen verzeichnen auch zahlreiche Länder mit mittlerem Einkommen, darunter unter anderem China, Indien und Vietnam, einen hohen Konsumanstieg. Ihn schreiben die Forscher unter anderem dem ökonomischen Wachstum zu. Der Konsum in einkommensstarken Ländern hingegen stagniert laut der Studie oder ist im Laufe der Zeit zurück gegangen. In Deutschland wurden 1990 noch 16,32 Liter reinen Alkohols pro Mensch getrunken. Im Jahr 2010 waren es 12,95 Liter. Ein leichter Anstieg wurde mit 13,05 Liter in 2017 festgestellt.
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Alkohol als (Mit-)Auslöser verschiedener Krankheiten
„Alkohol ist gesellschaftlich anerkannt, zum Teil werden jedoch die Risiken des Alkoholkonsums dramatisch unterschätzt,“ kommentiert Carsten Albrecht, leitender Oberarzt in der BetaGenese Klinik in Bonn. „Wir sind zwar keine Suchtklinik, “ so Carsten Albrecht weiter. „Dennoch arbeiten wir häufig mit den Begleitsymptomen und Auswirkungen, die ein vermehrter Alkoholkonsum auf den Körper haben kann. Wenn bei Patientinnen oder Patienten neben einer psychischen Erkrankung eine Suchterkrankung bestehen sollte, könne wir jede dieser Suchterkrankung in der BetaGenese Klinik mitbehandeln.
Manche Patienten nutzen Alkohol wegen seiner angstlösenden und euphorisierenden Wirkung regelrecht als Selbstbehandlungsversuch, etwa bei einer depressiven Störung – und geraten so in die Alkoholabhängigkeit. Sie haben dann fälschlicherweise gelernt, ihre emotionalen Probleme chemisch von außen zu regulieren. Sie müssen im therapeutischen Prozess erst wieder in die Lage versetzt werden, ihre inneren seelischen Zustände aus sich selbst heraus zu verarbeiten und zu lösen,“ so Carsten Albrecht.
Studien zufolge stehen auch kleine Mengen Alkohol im Verdacht, ein möglicher Trigger für eine Migräneattacke zu sein. „Wir bitten alle unsere Patienten während eines stationären Aufenthalts auf den Genuss von Alkohol vollständig zu verzichten. Gerade bei Schmerzpatienten und denen, die an Migräne leiden, ist es wichtig, neben Werkzeugen zur Selbsthilfe auch die Migräne triggernden Kleinigkeiten im Alltag erkennen und vermeiden zu lernen,“ schließt der leitende Oberarzt aus Bonn.
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