Von der „dritten Welle“ ist immer wieder in den Medien zu lesen, wenn es um Verhaltenstherapie geht. Aber was ist das? Unter dem Begriff „Dritte Welle“ ist die klassische Verhaltenstherapie um moderne methodische Ansätze erweitert worden. Diese Verfahren ergänzen auch in der Bonner Privatklinik bereits den Therapieplan. Durch Verhaltensaktivierung (Behavioral Activation), Neurofeedback und Achtsamkeitstechniken wird Patienten gezielt beigebracht, wie sie sich zunächst unter Anleitung, im Weiteren mit eigener Kraft helfen können.
Konstruktives verhalten aktivieren – mit Behavioral Activation
Gesundes Verhalten und positives Denken kann gelernt werden. Etwa durch die gezielte Verhaltensaktivierung. Gemeinsam mit Mitpatienten und unter Anleitung der Therapeuten erfahren die Patienten mit Hilfe von Rollenspielen positive und erfolgreiche Erlebnisse. „Es geht darum, die belastenden und krank machenden Muster zu durchbrechen, Neues einzuüben und eine individuelle Hierarchie positiver Aktivitäten und Kognitionen zu identifizieren,“ erklärt Carsten Albrecht, Chefarzt der privaten BetaGenese Klinik für interdisziplinäre Psychosomatik und Psychotherapie in Bonn.
Hierbei begeben sich die Patienten zum Beispiel auf eine Art Reise in die Vergangenheit und lernen unter therapeutischer Anleitung, negativ bewertete Ereignisse von früher mit konstruktiveren Gefühlen und inneren Kommentaren zu verknüpfen. „In so einem regelrechten Verhaltens-Training lernen die Patienten, ihre Aktivitäten zu steigern und ihren Lebensmut kontinuierlich zu verbessern.“ So verliert negatives Verhalten nach und nach seinen Einfluss. „Der Vorteil der Verhaltensaktivierung ist, dass sie selbstständig weiterentwickelt und somit ‚mit nach Hause‘ genommen werden kann,“ erklärt die Chefärztin der Privatklinik am Rhein.
Positive Gefühle und Erfolge sichtbar machen – mit Neurofeedback
Ähnlich wie die Verhaltensaktivierung kann auch das Neurofeedback angewandt werden. Hier geht es ebenso um einen Lernprozess, der günstige emotionale und kognitive Prozesse verstärken soll. Dabei werden positive autobiografische Erlebnisse der Patienten herausgearbeitet und gezielt verstärkt. Durch die Darstellung und „Übersetzung“ auf den Computer werden Vorgänge für den Patienten sichtbar gemacht, die er sonst gar nicht bewusst wahrnehmen würde. So lernt er, positive Erinnerung gezielt und wiederholt herbeizuführen und so sein Verhalten positiver auszurichten. „Wenn es gelingt, die Prozesse zu trainieren und zu verfestigen, ergeben sich antidepressiv wirkende Effekte,“ so Carsten Albrecht weiter.
Bewusst durch den Alltag mit Achtsamkeitstraining
Achtsamkeit in der psychosomatischen Medizin soll gestressten und psychisch belasteten Menschen helfen, zu lernen, gelassener und mit klarerem Blick auf ihre Bedürfnisse und ihre Gesundheit zu achten, wieder flexibel und situationsangemessener handeln zu können. Tatsächlich beschäftigen wir uns häufig parallel mit verschiedenen Tätigkeiten sowie gleichzeitig auch noch mit Gedanken aus Zukunft und Vergangenheit. Das führt oft zu unkonzentrierten Handlungsmustern, unbewusstem Stress und unangenehmen Gefühlen.
Jon Kabat-Zinn, Begründer der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion, hat Achtsamkeit definiert als „absichtsvolle, nicht wertende Lenkung der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick.“ Patientinnen und Patienten der Bonner Klinik lernen, ihre alltäglichen Tätigkeiten und Gedanken bewusst wahrzunehmen, die Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment zu lenken und sich darauf zu konzentrieren. So ist man im Alltag im Hier und Jetzt, kann offener, neugieriger und konzentrierter sein. Chefarzt Carsten Albrecht betont: “Es geht keinesfalls darum, an ‚nichts zu denken‘ oder keine negativen Gedanken oder Gefühle zuzulassen, sondern anders, vor allem weniger bewertend damit umzugehen oder die Aufmerksamkeit auf Positiveres umzulenken.“
Mit den Therapieverfahren, die in der Fachsprache unter der ‚Dritten Welle‘ zusammengefasst haben, erzielen die Mediziner und Therapeuten bei den Patientinnen und Patienten in der BetaGenese Klinik sehr positive Effekte. „Etwa bei Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Erschöpfungszuständen und Burn-out sowie Schlafstörungen helfen die Verfahren der Entspannung und der Selbsthilfe dabei, Stress zu reduzieren und wieder bei sich selbst ankommen zu können,“ schließt Carsten Albrecht.