Dr. Christian Koch ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Seit 2018 ist er als Oberarzt in der BetaGenese Klinik tätig und betreut Patienten mit psychosomatischen Beschwerden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Gesprächstherapie durch gezielte Gesprächsführung. Zwischen zwei Therapie-Einheiten nimmt er sich kurz Zeit, um für BetaGenese Inside ein paar Fragen zu beantworten.
Warum haben Sie sich für die Spezialisierung in psychosomatischer Medizin entschieden?
Im Studium fand ich die Arbeit in Anamnesegruppen spannend. Es interessierte mich, wie ich als Mediziner den Zugang zum Patienten und seinem vielschichtigen Krankheitsbild durch gezielte Gesprächsführung erreichen kann. So lernte ich am Institut für Psychosomatik der Universität zu Köln Strategien der Gesprächsführung kennen, um ein Arzt-Patienten-Verhältnis aufbauen zu können, auf dessen Basis eine Therapie zielführend ist. An der Ausbildung zum Facharzt für Psychosomatische Medizin reizte mich von Anfang an, im Gespräch mit dem Patienten beide Perspektiven zu beleuchten: die Probleme des Körpers in Relation mit denen der Psyche und umgekehrt.
Was unterscheidet einen „Psychosomatiker“ von einem Psychologen beziehungsweise einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie?
Der Facharzt für Psychosomatische Medizin als solches ist eine Besonderheit, die es nur in Deutschland gibt. Üblicherweise wird dieser Bereich der Psychiatrie zugeordnet. Wir Psychosomatiker sind aus der humanistischen Idee heraus entstanden, kranke Menschen nicht mehr rein biologisch, also auf die körperlichen Symptome hin, zu untersuchen, sondern einen ganzheitlichen Ansatz zu etablieren, wenn es Andeutungen einer psychischen Krankheit gibt. So untersuchen und behandeln wir Beschwerden von Körper und Psyche gleichermaßen – ganzheitlich und individuell.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine Patientin oder einen Patienten zum allerersten Mal in einer Sitzung treffen?
Ein psychosomatisches Erstgespräch ist in mehrere Teile gegliedert. Im ersten Teil lasse ich den Patienten von seinen Beschwerden sprechen und den Informationsschwerpunkt selbst setzen. Es ist mehr ein Beobachten, ob das von ihm Erzählte, so wie er sein Problem empfindet, sich auch in seinem Verhalten im Dialog mit mir bestätigt. Zugleich mache ich mir ein Bild seiner Selbsteinschätzung. Anschließend hinterfrage ich gezielt einige seiner Aussagen und stelle Rückfragen zu seinen Symptomen. Dann schaue ich, wie er reagiert. Mit einigen Hintergrundfragen zum persönlichen Leben versuche ich, den Auslöser der psychischen oder psychosomatischen Probleme und Hypothesen über innerpsychische Konfliktthemen herauszufinden, um dem Patienten den Ursprung verdeutlichen zu können. Abschließend, wenn wir beide einen Zugang zueinander gefunden haben, überlegen wir gemeinsam, wie wir seine Symptome und Probleme therapeutisch behandeln können.
Gab es einen Patientenmoment, an den Sie sich besonders gern zurückerinnern?
Einmal hatte ich eine Patientin mit einem komplexen Schmerzsyndrom in Kombination mit einer Depression. Nach der Therapie musste sie sich einer erneuten Operation unterziehen. Sie erhielt zum zweiten Mal ein Ersatzgelenk. Nach der Operation rief mich ihr behandelnder Orthopäde an und fragte mich, was ich mit ihr gemacht hätte. Denn er hatte die Patientin bereits einmal operiert und sie anschließend als sehr passiv und depressiv in Erinnerung. Nach der zweiten OP hat der Operateur ihr Verhalten im Vergleich zu vorher nicht mehr wiedererkannt. Durch die Therapie hat sie ihren Schmerz ganz anders annehmen gelernt und sich nach der Operation viel offener und positiver verhalten. Und dass der Kollege aus der nicht-psychologischen Medizin diese positive Veränderung an der Patientin wahrgenommen hat, das hat mich sehr gefreut und in meiner Berufswahl bestätigt.